
13 Dez Mehr Verkehrssicherheit durch gezieltes „Anstupsen“
Das kürzlich gestartete EU-Projekt MeBeSafe zielt darauf ab, die Anzahl und Schwere von Verkehrsunfällen zu reduzieren, indem gewohnte Verhaltensweisen von Teilnehmern im Straßenverkehr direkt beeinflusst werden. Im Projekt werden sogenannte “Nudging”- und „Coaching“-Maßnahmen eingesetzt, um zum Beispiel müde Fahrer zu einer Pause zu zwingen oder Radfahrer vor Kreuzungen zum Bremsen zu veranlassen. VIRTUAL VEHICLE ist Partner des dreieinhalbjährigen Projekts und verantwortlich für den Aufbau einer virtuellen Testumgebung.
Egal ob hinterm Lenkrad, am Fahrrad oder zu Fuß: Für die meisten von uns ist die Teilnahme am Straßenverkehr eine sehr routinierte Angelegenheit, die so gut wie automatisch abläuft. Trotzdem oder gerade deshalb ist das menschliche Verhalten im Straßenverkehr eine der häufigsten Unfallursachen.
Durch „Stupsen“ alte Gewohnheiten aufbrechen
Sicherheitsmaßnahmen, die Verkehrsteilnehmer in der Infrastruktur oder auch im Fahrzeug selbst vorfinden, werden oft missachtet (z.B. Müdigkeitswarnung), zu spät wahrgenommen (z.B. Hinweisschilder oder Lichtsignale) oder gar aktiv ausgeschaltet (z.B. Kollisionsvermeidungsassistent). Genau hier setzt das EU-Projekt MeBeSafe (Measures for Behaving Safely in Traffic) an und möchte mithilfe von „Nudging“-Methoden (dt.: stupsen, leicht drücken) gewohntes, fehleranfälliges Verkehrsverhalten aufbrechen und verändern.Durch gezieltes „Anstupsen“ soll das Verhalten der Verkehrsteilnehmer langfristig verändert werden.
Geplante Maßnahmen sind zum Beispiel:
- Online-Fahrercoaching-Systeme, die Rückmeldung über die Sicherheit des Fahrverhaltens des Fahrers geben
- Neuartige Prognosealgorithmen, die auf künstlicher Intelligenz basieren und dem Fahrer das situationsabhängige Risikoniveau anzeigen
- Einsatz visueller und akustischer Warnsignale bei mangelnder Aufmerksamkeit des Fahrers
- Motivationsmaßnahmen für Autofahrer zur Verwendung von Fahrerassistenzsystemen (ADAS), um z.B. sicher Abstand zu halten
- Motivationsmaßnahmen für Radfahrer, ihre Geschwindigkeit bei der Annäherung an gefährliche Kreuzungen zu reduzieren (z.B. durch neue Arten von Rumpelstreifen und die Bereitstellung von interaktiven, visuellen Informationen)
Virtuelle Testumgebung von VIRTUAL VEHICLE
Das Projektkonsortium besteht aus 16 europäischen Partnern und wird von der RWTH Aachen geleitet. Als Projektpartner ist VIRTUAL VEHICLE u.a. für den Aufbau einer virtuellen Testumgebung verantwortlich, in der diverse Nudging-Maßnahmen für Fahrer virtuell getestet und bewertet werden können. Zusätzlich werden hier die Schnittstellen für die Implementierung der dafür notwendigen Modelle entwickelt. Ziel ist es, die vielversprechendsten drei Nudging-Maßnahmen zu ermitteln und diese in einen Fahrsimulator zu implementieren.